Frieder Kramer * 27.06.1941 - † 27.05.2004
Nachruf
Mit tiefer Trauer und Anteilnahme haben wir Automobilrennsportler der ehemaligen DDR die Nachricht vom Ableben unseres Sportfreundes Frieder Kramer - Ingenieur - erhalten.
Lieber Frieder,
für uns, die wir auf der Rennstrecke des Lebens zurückbleiben, gibt es nun für Dich nur noch einen letzten Gruß, einen Blick zurück und die Würdigung Deiner Leistungen, die Du, lieber Frieder, nicht nur als hervorragender Spitzenfahrer in Osteuropa, sondern auch als begnadeter Techniker und Konstrukteur vollbracht hast.
Es ist und bleibt Dein unbestrittener Verdienst, dass Du als erster Ingenieur Achskinematiken und Lenkgeometrien am Rechner konstruiert und berechnet hast, lange bevor große deutsche Automobilkonzerne ihre Raumlenkerachse im Mercedes Benz 190 auf den Markt brachten. Dein hohes technisches Wissen und Können war nicht nur im damaligen VEB-Automobilbau sehr gefragt und geachtet, sondern es hatte auch Bestand nach der Wende in Deutschland. Als Fahrwerkskonstrukteur und Entwickler hattest Du somit maßgeblichen Anteil am Erfolg der Marke SEAT in der heutigen Zeit.
Mit Dir, lieber Frieder, haben wir einen weiteren Spitzenfahrer des Formel-Rennsport im Osten Deutschlands verloren. Dein Kampfgeist, Deine sportliche Fairness, gepaart mit Mut zum kalkulierbaren Risiko, hat nicht nur bei uns Fahrern Anerkennung und Achtung gefunden, sondern auch bei hunderttausenden Zuschauern an den Rennstrecken, ganz gleich ob in Schleiz, am Sachsenring, in Brno, Most, Riga, Poznan, Havirov oder Albena.
Du wurdest 6-facher DDR-Meister in vier verschiedenen Motorsportdisziplinen:
1966 | DDR-Juniorenmeister Enduro in der Klasse bis 250 ccm |
1970/1971/1973 | DDR-Meister Rallyesport der Klasse A 21 |
1974 | DDR-Meister Tourenwagensport der Klasse bis 850 ccm |
1981 | DDR-Meister Rennwagen der Klasse B8 |
Das hat Dich einzigartig gemacht, eine Leistung, die es nirgendwo mehr gab!
Die Startnummer 92 - Frieder Kramer- auf Deinem B8-Rennwagen war stets eine sichere Bank für einen Platz auf nationalen und internationalen Siegerpodesten. Oft, sehr oft erklang die Siegerhymne Dir zu Ehren und uns blieb nur die Hochachtung vor Deinen Erfolgen. Trotzdem bist Du mit Deinem ruhigen, ausgeglichenen Wesen der bescheidene Mensch und Sportsmann geblieben, der sich dennoch aus der Masse der Allgemeinheit hervorgehoben hat und für uns alle ein stetes Vorbild war.
Wir alle, ganz gleich ob Fahrer, Techniker oder Zuschauer, danken Dir in der Stunde des Abschieds für den guten Sport und die unvergesslichen Stunden an den Rennstrecken, die wir mit Dir erleben durften.
Nun bist Du wieder vor uns im „Ziel“ angekommen, diesmal jedoch viel zu früh!
Lieber Frieder, wir alle wünschen Dir, dass Du nach Deiner langen Krankheit einen würdigen Platz im „Fahrerlager der Ewigkeit“ neben unseren Sportfreunden Ulli und Bernd gefunden hast.
Im Namen aller Aktiven, Techniker und Freunde des ehemaligen DDR-Rennsports
Wolfgang Wöhner und Jürgen Meißner
Zwickau, 14. Juni 2004