Hartmut Thaßler * 12.05.1941 - † 10.10.2019
NACHRUF
Könner, Macher und Legende - Zum Tod von Hartmut Thaßler
Könner gab es im Rennsport der DDR eine ganze Anzahl, Macher schon weniger. Legenden aber waren rar – Hartmut Thaßler gehörte mit Sicherheit dazu.
1963 fuhr der Leipziger sein erstes Rennen auf einem 250er-Serienmotorrad. Ab 1969 war er in den Reihen der Ausweis- und Lizenzfahrer mit einer 250er-MZ zu finden. 1970 gehörte er zu den ersten Aktiven, die in der neu gegründeten Sportwagenklasse mit einem der nagelneuen Melkus-RS1000-Flügeltürern an den Start gingen. Er gewann die erste ausgeschriebene Meisterschaft auf Anhieb.
1974 düpierte Hartmut Thaßler die Formel-Szene der DDR mit seinem nagelneuen Formel-Rennwagen HTS („Hartmut-Thaßler-Shiguli“). Dieser sah nicht nur für seine Zeit unverschämt gut aus, er zeigte auch im Rennen der Konkurrenz seine Heckansicht mit den markanten Kühlrippen. Von da an führte am Leipziger kein Weg mehr vorbei. Das Jahr 1975 wurde der eigentliche rennsportliche Höhepunkt in seiner Karriere. Er errang unangefochten den nationalen Meistertitel und heizte der osteuropäischen Konkurrenz kräftig ein. In den folgenden zwei Jahren baute Thaßler insgesamt 18(!) fertige HTS. Sogar Ulli Melkus – selbst im eigenen Renn- und Sportwagenbau involviert – errang 1976 seinen ersten DDR-Meistertitel auf einem HTS. Seine unverwechselbare „Duftmarke“ setzte der umtriebige Leipziger anschließend bei der gemeinsamen Arbeit am MT77 (Melkus-Thaßler 1977), dem für alle Zeiten erfolgreichsten Rennwagen aus der DDR. Unter seiner Federführung war vor allem die unverwechselbare Silhouette des MT77 entstanden – zukunftsweisend bis weit in die 1980er-Jahre und heute noch Kult. 1982 beendete er seine aktive Motorsport-Laufbahn. Ob Rennverkleidungen für ostdeutsche MZ-Motorräde oder auch Front- und Heckspoiler für PKWs – Hartmut Thaßler gehörte zu den wenigen Begnadeten, die nahezu kunstfertig mit Polyesterharzen umzugehen verstanden.
Ab 1974 mit einem Gewerbeschein versehen, entwickelte sich sein Betrieb in einer steilen Aufwärtskurve. Er fertigte Dachspoiler für LKW, Bootskörper, Sitzschalen für die Musiker des Gewandhauses, Wohnmobil-Aufbauten und als Höhepunkt schließlich fünf komplette Rettungsboote für die DDR-Handelsschifffahrt. Im Jahr 2004 gehörte er zu den Mitgründern der HAIGO (Historische Automobilrennsport Interessengemeinschaft Ostdeutschland) und war bis 2011 deren Präsident. Bis zu seinem Tod am 10. Oktober 2019 lebte der 78-Jährige mit seiner Frau Ramona und einer kleinen Korona von Katzen in seinem gepflegten Haus am Leipziger Stadtrand. Ab und zu besuchte er natürlich auch historische Rennen und freute sich vor zwei Jahren riesig über das große Interesse an den Veranstaltungen zu „40 Jahren MT77“. Auf sein Leben blickte er zu Recht mit Erfüllung und Stolz zurück.
Hendrik Medrow
NACHRUF
Hartmut Thassler verstorben
Als im Jahre 1963 Hartmut Thassler die Rennsportbühne betrat, konnte noch niemand ahnen, welche Persönlichkeit da anfing mit einem Eigenbaumotorrad an Rennen in der DDR teilzunehmen.
Als der Melkus – RS 1000 in der DDR an Rennsportveranstaltungen teilnehmen konnte, war Hartmut Thassler einer ersten der so einen Ost – Ferrari bei Melkus kaufte und für die Rundstrecke zurecht machte. Damit war der Anfang seiner Rennwagen – Karriere gemacht und es folgten großartige Jahre des Schaffens im Rennwagenbau. Mit der Konstruktion der Karosserie des MT 77 setzte er sich für alle Zeiten ein motorsportliches Denkmal.
Als am 18.10.2004 im Pressezentrum der Rennstrecke in Most die Gründungsversammlung der Historischen Automobilrennsport Interessen Gemeinschaft Ostdeutschland kurz HAIGO genannt stattfand, war Hartmut Thassler sofort bereit die Verantwortung als Präsident zu übernehmen. Er bekleidete dieses Amt bis ins Jahr 2011 und zog sich dann aus familiären Gründen zurück.
Er blieb der HAIGO bis zu seinem Tode am 10.10.2019 verbunden.
Wir werden sein Andenken stets in Ehren bewahren.
Stromhardt Kraft
im Namen der HAIGO
https://www.haigo.net/nachruf-hartmut-thassler-verstorben/