Wolfgang Wöhner * 07.05.1944 - † 12.06.2016


Nachruf

Mit tiefer Trauer und Anteilnahme haben wir Automobilrennfahrer der ehemaligen DDR die Nachricht vom Ableben unseres Sportfreundes Wolfgang Wöhner zur Kenntnis nehmen müssen.

Wolfgang Wöhner starb am Sonntag, den 12.06.2016 in Erfurt nach einem Krebsleiden.


Lieber Wolfgang,

"Die Einschläge kommen immer näher" war Dein geflügeltes Wort, wenn Du mir wieder einmal die Nachricht vom Ableben eines unserer Sportfreunde mitteiltest. In diesen Tagen hat Dich das Schicksal ereilt, viel zu früh, mitten in der Arbeit unzähliger Projekte.

Du hast die meisten Nachrufe für unsere gestorbenen Freunde mit mir verfasst. Heute ist es meine schmerzvolle Aufgabe, Deinen Nachruf zu schreiben.

Dein Leben war geprägt vom Sport: Skispringen, K-Wagen-Sport, Rallyesport und zuletzt Formel-Rennsport. Ein schwerer Unfall 1977 brachte Dich schon einmal an die Schwelle des Todes. Du hast ihm getrotzt, so wie du es Dein ganzes Leben getan hast. Kampf für die Sache und die Fairness war dein Lebensinhalt. Du hast immer mit offenem Visier gekämpft. Deine Leidenschaft für die Sache, unseren unvergesslichen Motorsport, hat Dich bis zuletzt beschäftigt. Du hast Deinem Ärger Luft gemacht, als der ostdeutsche Motorsport mit seiner unvergleichlichen Innovationstätigkeit nach der Wende in geringer Aufmerksamkeit durch Politik und Veranstalter endete. Und zuletzt hast du Dich deshalb zurückgezogen.

Auch wenn Du die Szene nicht mehr betreten hast, der Name "Wolfgang Wöhner" ist ein Markenzeichen geblieben. Neben der Bezeichnung "Spitzenfahrer des DDR-Rennsports" kamen  viele technische Neuigkeiten um den MT 77 aus der Ilmenauer Schmiede, zusammen mit Deinem Freund und Mechaniker Peter Spieß. Diese Wahrheit muss der Geschichte erhalten bleiben, das versprechen wir Dir: Wir lassen Tatsachen nicht verbiegen.

Wolfgang, du hast Deinen letzten Weg angetreten, das Rennen hat ein Ende gefunden und Du hast einen würdigen Platz im "Fahrerlager der Ewigkeit" gefunden, neben Ulli, Bernd, Frieder und  Manfred. Wir danken Dir für alles, was Du uns gegeben hast. Vielen wirst Du ein ewiges Vorbild für die Treue zu sich selbst sein.

Im Namen aller Aktiven, Mechaniker und Freunde des ehemaligen DDR-Rennsports

Jürgen Meißner

Dresden, 15.06.2016



Nachruf in der Zeitschrift "MOTORSPORT aktuell"

Nachruf in der Zeitschrift Top Speed



Gästebucheintrag vom 20.06.2016 

Kommentar von Tom Dexterhaven

Zum Nachruf von Wolfgang Wöhner...

Ich habe den Wolfgang Wöhner leider nicht persönlich kennenlernen dürfen... Leider, denn solche Rennfahrer-Typen werden in den heutigen Motorsport-Zeiten immer schwerer zu finden sein...

Es ist bestimmt für Wolfgangs Familie, den Freunden und alle, die den Wolfgang persönlich kannten, eine schwere Zeit, aber so, wie ich den Wolfgang durch diese Seite kennenlernen durfte, ist hier ein ganz besonderer Mensch und Racer von uns gegangen...

Aber durch Wolfgangs besonderen Lebenslauf mit dem ausgeprägten Motorsport-Virus und dieser "ddr-formel 1"-Seite wird Wolfgang auch für folgende Generationen und vor allem für seine Familie, Freunde und Fans unvergessen bleiben...

Lasst auf der Strecke Wolfgang zu Ehren die Boliden brabbeln und die Reifen qualmen, als sei es das Race oft Champions...


Antwort von Jürgen Meißner

Lieber Tom,

nun, Sie haben Recht. Es ist eine schwere Zeit für uns, Wolfgang verloren zu haben.

Wolfgang Wöhner war der Racer mit dem aufrechten Gang, er war der Sportler, der sich für die Wahrheit um den Sport in der ehemaligen DDR eingesetzt hat und für die Erhaltung seiner Würde.

Wolfgang war der Mann, der gemeinsam mit uns stolz darauf sein konnte, dass wir im Osten pro Jahr hunderttausende Zuschauer an die Rennstrecken brachten - Zahlen, wovon die "Formel 1 des Westens" nur träumen konnte.

Wolfgang war derjenige, der Stolz auf die technischen Finessen war, die wir Ostdeutschen unter den widrigen Bedingungen als "geduldeter Sport und Ventil der sozialistischen Ohnmacht" dennoch erzielt haben, oftmals der Zeit im Westen voraus.

Wolfgang war kein "Ewiggestriger", er war an der Wahrheit interessiert, an der Erhaltung traditioneller Werte, am Respekt uns Fahrern aus dem Osten gegenüber.

Dafür danken und ehren wir ihn am Freitag, den 24.06.2016, 13 Uhr auf seiner Lieblingsrennstrecke.

Mit den besten motorsportlichen Grüßen