Wolfgang Krug - Seite 1 "Der verwegene Krug"
Den Text der Seiten 1 - 3 stellte uns freundlicherweise Hendrik Medrow aus seinem 2. Buch: Von Könnern, Machern und Legenden" zur Verfügung. Dafür herzlichen Dank!
1979 stieg der Großenhainer erstmals in einen Tourenwagen. Fast acht Jahre gab er kräftig Gas, dann zählte der inzwischen über 50-Jährige auf seinem 1300er Lada in dieser Liga zur absoluten DDR-Spitze. Am Ende des Jahres 1987 stand vorerst der Titel des Vizemeisters.
Das war genau der richtige Ansporn für das Jahr 1988, in dem sich der ruhige Sachse nach immerhin 14 Jahren grandios die zweiten Meisterlorbeeren seiner Rennfahrerlaufbahn erstritt. Sein härtester Konkurrent Bernd Müller kam mit einem Punkt Vorsprung zum entscheidenden Rennen nach Frohburg. Doch der Routinier Krug hatte sich mit der schnellsten Trainingszeit die Pole-Position gesichert und stürmte beim Start auf und davon. Mit einem Vorsprung von 15 Sekunden wurde er schließlich abgewinkt. Sein Sieg war zu keiner Zeit gefährdet, der Meistertitel damit in trockenen Tüchern.
Er kann somit gern als lebender Beweis dafür gelten, dass Erfahrung und Hartnäckigkeit gegenüber jugendlichem Draufgängertum durchaus eine Chance haben. Seine Startnummer „87“ gehörte über Jahre hinweg zum festen Bestandteil der ostdeutschen Nationalmannschaft.
Angefangen hat alles bereits 35 (!) Jahre früher. 1952 schwang sich der 16-Jährige auf den Sattel eines Sandbahn-Motorrades und brannte in Meißen erste Furchen in das Erdreich. Ob Teterow oder Ludwigslust, ob Sandbahn oder Speedway, zwölf Jahre lang schlug das Herz des kleinen Großenhainers für den Zweiradsport ohne Bremsen. 1962 erlebte diese Laufbahn mit einem dritten Platz der DDR-Speedway-Meisterschaft ihren Zenit.
Zwei Jahre später wechselte er vom Schlackekurs auf den glatten Asphalt, von zwei Rädern auf vier. Am Lenkrad einer geborgten silbernen Zigarre mit dem damals üblichen Dreizylinder-Zweitaktmotor drehte er seine ersten Runden in der Formel III. Doch noch bis Anfang der 1970er Jahre musste der frisch gebackene Besitzer einer Autowerkstatt auf regelmäßige Lorbeeren warten.